28. Dezember 2016
Erst vor Kurzem hielt ich einen Vortrag in einem großen, international agierenden Unternehmen über Personal Branding für Intrapreneure. Erwartungsgemäß diskutierten wir, was denn ein Unternehmen davon hätte, ihre Intrapreneure mit Personal Branding zu unterstützen. Man begäbe sich damit ja in die Gefahr, dass gute Mitarbeiter vom Wettbewerb abgeworben würden.
Ja, stimmt. Das ist ein wenig so. Aber warum sollten Mitarbeiter, die große Unterstützung in ihren Themen erfahren, wechseln wollen? Ich habe noch keinen getroffen, der das zum Ziel hatte, als er mit mir über mehr kommunikative Sichtbarkeit gesprochen hat. Vielmehr haben beide Seiten, die Persönlichkeit und das Unternehmen mehr Vor- als Nachteile durch Personal Branding:
Unternehmerisch denkende und handelnde Mitarbeiter gibt es in jedem Betrieb. Manche von ihnen haben weit mehr auf der Agenda, als sie vertraglich müssten. Sie machen das häufig auf Kosten ihrer Freizeit und bewegen im Unternehmen vieles. Das hiflt dem Betrieb, den Kollegen und auch dem Fortkommen innerhalb der Themen. Diese Intrapreneure führen nicht selten ein „Schattendasein“, da man zwar weiß, wer das ist und lässt sie gewähren – aber diese Kollegen erhalten oft weder Lob noch finanzielle Zuwendungen durch ihr Engagement. Sie machen es trotzdem.
Ein sinnvolles Dankeschön ist es sicher, diesen Leuten durch Personal Branding zu helfen, mehr Sichtbarkeit, mehr Interessenten und Mitstreiter für ihre Themen zu gewinnen. Innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Das übrigens ist auch eine schöne Mitarbeiterbindung.
Wer für sich und seine Themen eine Plattform bekommt, reflektiert seine Situation, Aufgaben und Ziele automatisch besser als ohne. Man übt sich darin, sich selbst (intern und extern) zu vermarkten, für sich schlüssiger zu argumentieren sowie sein Thema und Unternehmen nach vorne zu treiben. Das ist ein schleichender Prozess und funktoniert automatisch durch das Tun selbst. Learning by doing.
Außerdem spornt das High Potentials an, auch einen solchen Status zu erreichen. Denn eine gute Sichtbarkeit und damit Bekanntheit ist für viele ein großer Motivator und Antreiber, besser zu werden.
In Social Media Zeiten ziehen auch einzelne Mitarbeiter mit spannenden Themen große Kreise innerhalb eines Fachpublikums. Selbst, wenn das Unternehmen nicht die Bekanntheit von großen Konzernen besitzt. Begeisterte, motivierte Mitarbeiter strahen selbstverständlich auf das Unternehmen ab, selbst wenn es noch unbekannt ist. Nicht umsonst heißt es in der Unternehmenskommunikation: Jeder Mitarbeiter sollte ein Markenbotschafter sein. Intrapreneure sind das zweifellos (wenn man sie außerhalb des Unternehmens wahrnehmen kann).
Gute Mitarbeiter ziehen potenzielle neue (gute) Mitarbeiter an. Denn wer jemanden aus einem Unternehmen kennen lernt, der für sein Thema breite Unterstützung erhält, darf annehmen, dass ihm das bei ähnlichem Einsatz auch gelingen kann. Das ist für beide, Unternehmen und prospektiver Mitarbeiter, eine gute Ausgangsposition für Gespräche.
Mal ganz ehrlich. Wer heute noch glaubt, er könne seine top Mitarbeiter vor dem Wettbewerb hermetisch abschirmen, der liegt völlig falsch. Selbst wenn die Verträge entsprechend gestaltet sind, wird sich ein guter Mitarbeiter für sein Thema Gehör verschaffen. Ob das auf Messen, Workshops, Vorträgen oder gar auf eigenen Blogs stattfindet, ist egal. Es ist zwar nicht jeder top Mitarbeiter sendungsbewusst, aber viele sind es.
Daher ist die beste Mitarbeiterbindung eine breite Unterstützung von Intrapreneuren. Ich bin ziemich sicher, dass ein so geförderter Mitarbeiter sein berufliches Glück auf lange Sicht im aktuellen Unternehmen sucht und nicht auf dem Markt.
Ich habe häufig mit Intrapreneuren in Konzernen oder Mittelstandsunternehmen zu tun, die sich in punkto Selbstvermarktung beraten lassen. Bisher war das für diese Leute eine echte Wertschätzung und nutzbringende Investition, die sich für Arbeitnehmer und Arbeitgeber lohnten. Zudem können Intrapreneure auf die komplette Unternehmensorganisation zurück greifen, wenn es beispielsweise um die Entwicklung einer Expertenseite innerhalb des Intranets oder/und Internets geht oder bei einer Forcierung von Speakertätigkeiten intern und extern. All das ist ein kleiner Ritterschlag für diese Leute, der eine win-win Situation darstellt: der Mitarbeiter kommt weiter und dem Unternehmen hilft das ebenfalls.
Von dem abgesehen gab eine solche Beratung bisher stets ein Motivationsschub und war ein Booster, künftig noch mehr Gas zu geben. Das höre ich immer wieder, wenn ich meine Personal-Brands Persönlichkeiten in regelmäßigen Abständen zu Gesprächen oder weiterer Zusammenarbeit treffe. Das freut und motiviert mich selbst.