Ist ein Dialekt im Business erlaubt?

12. Dezember 2018

„Hallole, i ben dr Schtefon. Wer bisch no Du?“ Zugegeben, das wäre ein seltsamer Beginn einer neuen Bekanntschaft außerhalb des wunderschönen Schwabenlandes, meiner ehemaligen Heimat.

In der Tat leisten wir uns immer weniger Mundart, vor allem in der Geschäftswelt. Während ich noch mit Dialekt aufgewachsen bin und rundherum alle schwäbisch schwätzten, tun das heute viele Schwaben nicht mehr. Das selbe habe ich in Bayern beobachtet. Die Kinder bekommen spätestens ab der Schulzeit ihren Slang abtrainiert und sprechen oft nach der Schrift. Das ist gut und schlecht zugleich. Denn Herkunft ist ein wichtiges Statement unserer Persönlichkeit.

Ein Dialekt weist sofort darauf hin, in welcher Landeskultur wir aufgewachsten sind. Das gibt im ersten Smaltalk bereits ein spannendes Thema, indem man schon zu Beginn Gemeinsamkeiten finden kann.

Dialekt gewinnt oft die Herzen

Ich werde oft gefragt, ob eine Mundart, auch wenn man sie nicht „breit“ spricht, schädlich für die Markenbildung einer Persönlichkeit ist. Dazu kann ich sagen: NEIN!

Wer seinen Dialekt so getrimmt hat, dass er deutlich hörbar, aber die Sprache gut verständlich bleibt, gewinnt bei vielen Sympathiepunkte. Dadurch wirken wir etwas nahbarer als in geschliffenem Deutsch.

https://www.youtube.com/watch?v=ZK16OCBvEuc


Werden wir mit einem Dialekt noch ernst genommen?

Aber selbstverständlich. Denn der Inhalt ist entscheidend. Ich kenne versierte Techniker aus dem Schwabendland, die anerkannte Koryphähen in ihrer Branche sind. Die reden vom „Audole“ und meinen ein High-Tech Fahrzeug. Oder einen fränkisch klingenden Coach, der anerkannterweise einen einzigartigen Job im Spitzensport und Topmanagement macht. Jeder von uns kennt solche Menschen. Der Dialekt hat deren Karrieren nicht behindert. Aber möglicherweise manch ein Gespräch erleichtert.

Interessanterweise haben viele von uns gelernt, den Dialekt situativ zu einem Schriftdeutsch umzuschalten wie die Synchronisierung eines Films. In der Familie reden wir automatisch, wie uns der Schnabel gewachsen ist und im Büro sprechen wir hochdeutsch. Ich habe häufig erlebt, wie ein Dialekt plötzlich von einem sonst hochdeutsch sprechenden Kollegen/in durchbricht, wenn die Mutter oder ein Freund aus der Heimat anruft. Wer das kann – grandios!


Sind Dialekte generell alle sympathisch?

Manche mögen bayerisch, aber lächeln über die Schwaben oder Sachsen. Umgekehrt sicher genauso. Ich bleibe dabei: Wer mit Dialekt aufgewachsen ist, darf ihn in einer Varianz von wenig bis normal in einem geschäftlichen Umfeld nutzen. Oberstes Gebot ist die Verständlichkeit und das lernen wir sehr schnell, ob wir unsere Gesprächspartner erreichen oder nicht.

Unsympathische Dialekte gibt es definitiv nicht. Denn je nach dem, wer in Deutschland welche Mundart bewertet – das Ergebnis ist nie einheitlich. Ich weiß, dass es Statistiken von der Beliebtheit verschiedener Dialekte gibt. Bayerisch schneidet allgemein besser ab als mein heimatliches Schwäbisch oder das Sächsisch.

Das lässt sich ziemlich einfach durch den Klang der Mundart erklären und natürlich, was wir mit ihm verbinden. Beispielsweise Bayern ist in Deutschland ein beliebtes Urlaubsland, daher assoziieren viele von uns das Bayerisch mit Skifahren, Bergen, Seen und Biergärten.

So lassen sich vermutlich für die meisten Mundarten entsprechend gelernte Erfahrungen oder Vorurteile herausfinden, wenn man sich die Mühe machen würde, das zu ergründen.

https://www.youtube.com/watch?v=EQUnU3kXbsg

Brauchen wir ein großes Selbstbewusstsein, um den Dialekt zu sprechen?

Es mag für den einen oder anderen sicher eine Überwindung sein, in der Fremde seine Mundart zu sprechen. Hier kann ich nur ermutigen – machen Sie sich keine Gedanken und legen Sie los. Achten Sie bestenfalls auf die Reaktion Ihrer Gesprächspartner im Sinne von Verständlichkeit. Ist diese gegeben, dann gibt es keinen Grund, seine sprachlicher Herkunft zu verleugnen.

Wie geht es Ihnen in Ihrem geschäftlichen Umfeld? Teilen Sie Ihre Erfahrungen – ich bin sehr gespannt! Servus beinand!

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