Daumen hoch „gefällt mir“ ist ein Irrtum der Geschichte!

14. Dezember 2022

Jeder kennt „Daumen hoch“ oder „Thumps up“ – den nach oben gestreckten Daumen, der seit ein paar Jahren von Social Media Plattformen mit „gefällt mir“ bzw. „like“besetzt wurde. Auch sonst bedeutet diese Geste weltumspannend, dass „alles ok, alles gut“ ist. Das ist aber ein Irrtum, denn ursprünglich bedeutete der Daumen nach oben den Tod des Gladiators.

Diese Gesten sind allerdings nicht historisch überliefert. Damals gab es natürlich noch keine Filme. Deshalb mussten bildhafte oder schriftliche Zeugnisse aus dieser Zeit erforscht werden. Anthony Corbeill von der University of Kansas, Experte für die Gestik des Altertums, hat eingehend alte Texte und Darstellungen auf Münzen studiert.

Tatsächlich bedeutete der nach oben gestreckte Daumen „pollice verso“ und symbolisierte das gezückte Schwert. Den streckten die Zuschauer des Gladiatorenkampfes dem überlegenden Gladiator entgegen, wenn er fragend „soll ich ihn töten“ ins Publikum sah. Die Gestik Daumen hoch signalisierte die Hinrichtung des unterlegenen Gladiators. Das war ja der Höhepunkt der Kämpfe und deshalb waren sie so beliebt.

Glück hatte der Kämpfer, wenn nur die Faust zu sehen war. Sah er, dass der Schiedsrichter den Daumen gegen die Faust presste, so konnte er aufatmen. „Pollice compresso favor indicabatur“ bedeutete das, frei übersetzt: Gunst wird gewährt durch einen Daumen, der innen bleibt. Den Daumen nach unten, den wir als negative Geste kennen, gab es vermutlich nicht.

 

Wie kam der Irrtum zu stande?

Angeblich durch den französischen Künstler Jean-Léon Gérôme, der 1872 ein monumentales Ölgemälde schuf. Es hieß sinnigerweise „pollice verso“ und zeigte einen Gladiator-Kampf. Darauf zu sehen: nach unten gereckte Daumen, die ihm signalisierten, dass er den Besiegten töten solle. Gérôme glaubte fälschlicherweise, das lateinische „pollice verso“ bedeute „nach unten gedreht“.

Pollice Verso von Jean-Léon Gérôme 1872

Damit begann der Irrtum: Pollice Verso von Jean-Léon Gérôme 1872. Ursprünglich gab es diese Geste vermutlich nicht. (Bildquelle: Wikipedia)

 

Gefestigt wurde dieser Irrtum unter anderem auch durch Ridley Scott. Denn in seinem Hollywood-Film „Gladiator“ begnadigte Kaiser Commodius den Gladiator Maximus durch die Geste „Daumen nach oben“. Zwar wurde Scotts am Drehort von Historikern aufgeklärt, aber beließ die Szene unverändert im Film, um das Publikum nicht zu verwirren.

Sollte also irgendwann einmal ein Gladiator aus dem Römischen Reich per Flux-Generator in unsere Zeit reisen, dann wird er sich wundern, wie blutrüstig unsere Gesellschaft ist – man sieht ständig den nach oben gereckten Daumen, nicht nur auf LinkedIn oder Facebook 

 

Quelle: P.M. Artikel: War „Daumen runter“ früher das Todesurteil? Oder ein Artikel in Zeit-Online: Daumen hoch. Und ganz bestimmt noch viele andere. Die Wissenschaft ist sich über die historische Bedeutung dieser Geste sicher.

 




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